Innovation und Disruption – Die 22. EUROFORUM-Jahrestagung Stadtwerke 2018 Leben ist Veränderung – beruflich wie privat, jeden Tag, jede Stunde. Innovation für Innovation, immer ein kleines Stück weiter, aber auf keinen Fall sich selbst und die eigene Existenzgrundlage zerstö- ren. Von der Schellackplatte zum Vinyl zur CD. Vom Schmalfilm zu Video, DVD und Blu-ray. Und dann kamen auf einmal spo- tify, Netflix und – natürlich immer wieder – Amazon. Die neuen Streamingdienste und Online-Plattformen überschritten ex- nen nicht so schnell denken, wie der Ball fliegt“, so Christoph Keese, Geschäfts- führender Gesellschafter der Axel Sprin- ger hy GmbH. Sein Vortrag am letzten Tag der 22. EUROFORUM-Jahrestagung Stadtwerke 2018, die vom 9. bis 11. Ap- ril 2018 im Hotel Titanic Chaussee Berlin stattfand, war ebenso lehrreich wie inspi- rierend. Auch die Energiebranche muss heute ihre Position neu bestimmen, ihr Profil schärfen und zukunftssichere Ge- schäftsmodelle entwickeln, bevor bran- gagierte Partner. In Kombination mit dem über Jahre vervollkommneten Datenbe- stand ist das ein wahrer Schatz, den es zu nutzen gilt. Das heißt auch, eine le- bendige Unternehmenskultur mit starken Werten zu fördern. Identifikation entsteht nicht als Hashtag auf Knopfdruck, sie wächst als Frame of Reference über Jahre und entscheidet über Motivation, Begeis- terung und nachhaltige Kundenbindung. Es war insofern kein Zufall, dass der Stadtwerke Award 2018 unter dem Motto Abb. 1: Dr. Guido Moritz, Vorstandsvorsitzen- der der SIV.AG (links), bei der Podiumsdis- kussion am 11. April 2018 akt den Tipping Point, an dem sich nicht mehr nur evolutionäre Veränderungen, sondern geradezu tektonische Umbrüche vollziehen. Genau das ist Disruption, wir alle sind gegenwärtig Teil dieser Revo- lution und das Schwierige ist, dass Dis- ruption leider niemals aus den eigenen Strukturen heraus von innen kommen kann – vor allem dann, wenn schnelles Handeln gefragt ist. „Das hat viel mit Denkstrukturen zu tun. Wir sind alle deswegen erfolgreich, weil wir bestimmte Denk- und Hand- lungsweisen automatisiert haben. Das ist wie Tennisspielen. Wenn Sie versuchen, den Ball durch Nachdenken zu erreichen, werden Sie ihn nie treffen, denn Sie kön- chenfremde Disruptoren wertvolle Markt- anteile übernehmen – sei es nun bei der Ablesung oder Abrechnung, mit attrakti- ven Non-Commodity-Angeboten oder im Smart-Home- und Smart-City-Bereich. Angesichts des riesigen Umsatzpotentials ist das nur eine Frage der Zeit. Die eigenen Stärken systematisch entwickeln Umso wichtiger wird es also, die eige- nen Stärken systematisch zu entwickeln. Die Stadtwerke haben dafür einzigarti- ge Assets – ihre Kundennähe, persönli- che Bindungen, regionale Wurzeln, eine gleichbleibend hohe Servicequalität und ein positives Image als verlässliche, en- „Transformation im Unternehmen“ stand (wir berichten ausführlich auf S. 10, Anm. d. Red.). „Die Aufgabe des Vorstands ist es nicht mehr, Antworten zu geben, son- dern die Suche nach ihnen zu organisie- ren“, so Christoph Keese. Die Stadtwerke-Tagung ist seit über zwei Jahrzehnten eine feste Größe. Auch 2018 gab die wieder einmal sehr hoch- karätig besetzte Konferenz den mehr als 300 anwesenden Entscheidungsträgern und Multiplikatoren zahlreiche neue Im- pulse, Bewährtes zu bewahren und den Blick für radikal Neues zu öffnen. Das macht seit vielen Jahren den besonderen Reiz der Veranstaltung aus – als zwang- loses „Klassentreffen“ der Branche, mit 30