„Schnittstellen sind immer wieder eine Herausforderung“, beschreibt Pe- ter Martin Schroer. Sie sind überall dort erforderlich, wo Software-Applikationen untereinander Daten austauschen. So- lange dies innerhalb einer Systemwelt geschieht, also die Apps von einem An- bieter stammen, ist das kein Problem: „Sie sprechen dann alle die gleiche Spra- che.“ Wenn aber Produkte verschiedener Hersteller kombiniert werden, sind Brü- ckenkonstrukte nötig – die individuellen Schnittstellen. „Deren Programmierung ist zeitaufwändig und teuer“, erläutert der Vereinsvorsitzende weiter, „und gewähr- leistet nicht, dass die zusammengefügten Apps danach auch wirklich störungsfrei funktionieren.“ Individuelle Schnittstel- len stellen demnach sowohl ein operati- ves als auch ein finanzielles Risiko dar. „Viele Anwender scheuen dieses Risiko und bleiben lieber ihren angestammten Softwarelieferanten treu, als neue Lö- App App App App App App warelieferanten zu verlassen, würde in Zukunft schwieriger. Er skizziert: „Smart Grid und Smart Home, das Internet der Dinge, die Dezentralisierung der Ener- gieversorgung – Stichwort Prosumer –, aber auch geringe Margen in ange- stammten Geschäftsbereichen, um nur einige Beispiele zu nennen, generieren einen Gesamtbedarf an Softwarelösun- gen, die ein einziger Anbieter nicht mehr decken kann.“ Der Schlüssel zum Erfolg der Branche sei dann ein herstellerüber- greifender Datenaustausch nach einem einheitlichen Verständnis. schaft sind, sehen die Gestalter gelas- sen: „Statt Zeit in die Programmierung von Schnittstellen zu investieren, werden wir uns voll und ganz auf unser Kernge- schäft, die Inhalte unserer innovativen Softwareprodukte, konzentrieren.“ Das Engagement im Verein habe zudem den Vorteil, den neuen Standard von Anfang an mitgestalten und die eigene Position stärken zu können. Fehlen nur noch die Versorgungsunternehmen im Mitglieder- kreis. Dazu Schroer: „Gern würden wir auch EVU bei uns begrüßen. Sie könnten an der Entwicklung des Standards aktiv App App App BO App BO App App Abb. Statt über individuelle Schnittstellen zu kommunizieren (li.), soll der Datenaustausch zwischen Software-Applikationen künftig über standardisierte Business Objects for Energy erfolgen (o. re.). Die Apps verstehen sich dabei auf Anhieb. (Quelle: Interessen- gemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirt- schaft) mitwirken, indem sie uns aufzeigen, wor- auf es ihnen in der Praxis besonders an- kommt. Das wäre für alle Beteiligten ein enormer Vorteil!“ (csv) Die SIV.AG ist Gründungsmitglied der Initiative. Gern steht Ihnen auch Dr. Ulrich Czubayko, Lösungsarchitekt der SIV.AG, für Anfragen zur Verfügung. sungen auszuprobieren“, bedauert der Experte, der mit seinem Unternehmen ene’t GmbH zu den elf Gründern der In- teressengemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirtschaft gehört. Das Credo aller Vereinsmitglieder: „Wir wollen mit unserem BO4E-Stan- dard Softwareanwendern eine ganz neue Freiheit bei der Gestaltung ihrer Soft- warearchitektur ermöglichen.“ Insbeson- dere Energieversorger profitieren davon, indem sie BO4E-taugliche Apps beliebig mischen können, ohne Gefahr zu laufen, dass es zu Inkompatibilitäten kommt. Was heute noch funktioniere, so Schroer, nämlich sich auf einen oder wenige Soft- Die Förderer der Business Objects for Energy wollen monolithische IT- Strukturen im Markt und bei den EVU aufbrechen und damit eine neue Ära in der Datenkommunikation begründen: Ein ehrgeiziges Unterfangen. Doch loh- ne es sich, meint Schroer, sich mit dem Open-Source-Gedanken der BO4E an- zufreunden. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass frei verfügbare Lösungen in der Datenverarbeitung zu Dynamik und Vermehrung des individuellen Nut- zens führen. Dass die angestrebte freie Kombinierbarkeit von Apps verschiede- ner Hersteller auch die Wettbewerbssi- tuation der Softwarefirmen verschärfen kann, die Mitglied der Interessengemein- >> >> Dipl.-Ing. Peter M. Schroer Vorsitzender Interessengemeinschaft Geschäfts- objekte Energiewirtschaft e. V. Telefon +49 2433 52601-0 schroer@bo4e.de www.bo4e.de Dr. Ulrich Czubayko Lösungsarchitekt SIV.AG Telefon +49 381 2524-1501 ulrich.czubayko@siv.de www.siv.de SIV.NEWS 1/2019 25 Gastbeitrag