Finanzhilfen Steuervergünstigungen Vorteile Emissionshandel Förderwert Rückstellungen Förderwert EEG 237 Mrd. 146 Mrd. 100 Mrd. Mrd. Euro (real) 337 Mrd. 300 250 200 150 100 50 0 Steinkohle Braunkohle Atomenergie Erneuerbare Abb. 1: Staatliche Förderungen für die unter- schiedlichen Energieträger 1970 bis 2016 p Die Darstellung macht deutlich, dass die konventionellen Energien weit höhe- re Kosten verursachen, als es die Strom- rechnung suggeriert. Denn diese weist für die Stromerzeugung Kosten von derzeit lediglich 3 bis 4 Cent/kWh aus. Würde man nun die beschriebenen staatlichen Finanzhilfen und externe Kosten den Ver- brauchern in Rechnung stellen, so ergäbe sich hieraus das Pendant zur oben be- schriebenen EEG-Umlage – nämlich eine „konventionelle-Energien-Umlage“. Sie würde im Schnitt bis zu 10,8 Cent pro Ki- lowattstunde betragen – in der Spitze so- gar bis zu 11,5 Cent. Die Aufschläge für Kohle und Atom würden damit erheblich höher ausfallen als etwa die EEG-Umlage für 2017 mit 6,88 Cent/kWh (Abb. 2). Erst dieser direkte Vergleich der voll- ständigen Energieträger-Kosten macht deutlich, was auf der Stromrechnung nicht zu sehen ist: Strom aus konventio- zu tragende Schadenskosten beglichen und sind deutlich höher als die Kosten für die Energiewende. Ein weiterer Aspekt, der abermals zu Lasten der konventionellen Energien geht, darf bei dieser Betrachtung nicht vergessen werden: Die EEG-Umlage be- rechnet sich im Wesentlichen aus der Differenz zwischen dem Marktpreis für börsengehandelten Graustrom und dem Preis für Strom aus Anlagen, die nach dem EEG gefördert werden. Je günstiger der Strom aus erneuerbaren Energien wird oder je höher der Preis für Graustrom ist, umso kleiner wird die Differenz. Und das hat zur Folge, dass die EEG-Umlage sinkt. In den vergangenen Jahren sind die Gestehungskosten für die in Zukunft do- minierenden erneuerbaren Erzeugungs- formen Fotovoltaik und Windenergie dramatisch gesunken: allein im Bereich der Windenergie von über 9 Cent/kWh auf rund 4 Cent/kWh. Bedenkt man zu- sätzlich, dass die aktuellen Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien noch 11,4 Cent Konventionelle Energienumlage 2016 10,8 Cent (10,1 - 11,5) Konventionelle Energienumlage 2017 10,0 1,5 6,35 22,4 9,4 (8,9 - 9,9) 1,4 6,35 22,4 6,35 22,4 Kosten für Erzeugung, Transport, Vertrieb und Steuern EEG Umlage staatliche Förderungen: Finanzhilfen und Steuervergünstigungen externe Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden Cent/kWh 40 30 20 10 0 Ø Haushalts- strompreis 2016 28,8 Cent/kWh Zusatzkosten konventioneller Zusatzkosten konventioneller Energieträger 2016 Energieträger 2017 Abb. 2: Strompreise mit und ohne konventio- nelle-Energien-Umlage 2016 und 2017 p nellen Energien ist sehr viel teurer als die meisten Verbraucher glauben. Denn die zusätzlichen Kosten werden über Steuern oder über andere, durch die Gesellschaft sehr stark von alten und damit teuren Anlagen beeinflusst werden, die in den kommenden Jahren vom Netz gehen, so ist unausweichlich, dass der Strom aus erneuerbaren Energien deutlich günstiger werden wird. Allein dies führt bereits zu einer Verringerung der EEG- Gastbeitrag unseres Kunden Umlage. Überdies müsste der Marktpreis für Strom steigen, damit die hauptsäch- lich alten und bereits abgeschriebenen konventionellen Kraftwerke durch neue ersetzt werden können. Niemand würde sich angesichts aktueller Marktpreise von 3 bis 4 Cent/kWh für den Bau neuer kon- ventioneller Kraftwerke entscheiden. Die konventionelle Stromerzeugung wäre also nur zukunftsfähig, wenn die Marktpreise steigen. Steigende Marktpreise allerdings würden abermals eine geringere EEG- Umlage bewirken – während übrigens die konventionelle-Energien-Umlage nicht sinken würde. Die Ergebnisse von „Was Strom wirk- lich kostet“ zeigen, dass die EEG-Umlage vielen Menschen nur deshalb hoch er- scheint, weil ihnen die viel höheren ver- steckten Kosten der konventionellen Energien nicht transparent ausgewiesen werden. Eine umfängliche Betrachtung zeigt, dass den erneuerbaren Energien nicht nur aus Gründen des Klimaschut- zes, sondern auch aus wirtschaftlichen Erwägungen bereits heute die Zukunft gehört. (st) Der Autor Sönke Tangermann ist einer der beiden Vorstände des 1999 von Greenpeace Deutschland ins Leben gerufenen und seitdem als unabhängi- ge Energiegenossenschaft agierenden Ökoenergieanbieters Greenpeace Ener- gy eG. Die in Hamburg ansässige Ge- nossenschaft versorgt bundesweit rund 135.000 Kunden mit sauberem Strom und dem ökologisch hochwertigen Gasprodukt proWindgas. Eigentümer von Greenpeace Energy sind die rund 24.000 Genossenschaftsmitglieder. w www.greenpeace-energy.de SIV.NEWS 1/2018 19